Über uns

Überwachung – die Beobachtung mithilfe von Technologien – ist fester Bestandteil unseres Alltags in Europa geworden. Video- und Audioaufzeichnungen, GPS-Systeme, Sensoren, Biometrie und Browser-Tracking sind Teil der Überwachung, die die heutige Gesellschaft beeinflussen. Diese vom Europäischen Forschungsrat finanzierte gemeinsame Studie untersucht, wie und warum Menschen freiwillig Überwachungstechnologien verwenden, um von ihnen geschätzte Projekte voranzubringen. Mithilfe von Perspektiven und Methoden der Anthropologie versucht das Team herauszufinden, welche Rolle diese Technologien in der Beaufsichtigung von Personen, im Gesundheitswesen, bei der Sicherheit und bei Bürgerrechten spielen. Die Feldforschung wird an vier Standorten in Deutschland und Großbritannien durchgeführt. Der geschichtliche Hintergrund und die Haltung dieser Orte bezüglich der Überwachung weisen markante Merkmale auf und ähneln sich.

Entwicklung der Debatte

Überwachung ist seit vielen Jahren Gegenstand der öffentlichen Debatte in Europa, deren Bedeutung im Zuge von Covid-19 weiter zugenommen hat. Wie können Abwägungen zwischen der Überwachung mithilfe von Technologien und der Verwirklichung von sozialen Gütern getroffen werden? Welche Formen der Überwachung sind angemessen und welche greifen in die Privatsphäre ein? Das Projekt stellt diese Dilemmas der moralischen und unmoralischen Überwachung in den Vordergrund. Langfristige ethnographische Methoden sollen eine klarere Linie zwischen Überwachungspraktiken definieren, die dem menschlichen Wohlergehen zu- bzw. abträglich sind.

Traditionell wird Privatsphäre als Gegenpol zur Überwachung betrachtet. Aber was, wenn der Gegensatz zwischen Privatsphäre und Überwachung in Wirklichkeit eine produktive Auseinandersetzung über die Ethik dieser Technologien verhindert? Stattdessen ersetzen wir diesen Gegensatz durch einen anderen konzeptionellen Zwilling: Monitoring und Nicht-Monitoring. Dieser alternative Gegensatz berücksichtigt, wie Selbstüberwachung in Europa eine übliche Form der sozialen Teilhabe im 21. Jahrhundert wurde. Gleichzeitig soll er eine Debatte über soziale Räume und Situationen anregen, die möglicherweise ein Recht auf Überwachungsfreiheit erfordern.

Zusammenarbeit

Das Kernteam aus Anthropologen ist in ein breites Milieu aus Netzwerken und Kollaborationen eingebettet. An kritischen Stellen steht dem Projekt ein Beratungsausschuss unterstützend zur Seite, der sich aus bedeutenden Wissenschaftlern und Fachleuten der Bereiche Anthropologie, Geschichte, Überwachungsstudien, Leistungsstudien und digitale Kulturen zusammensetzt und technische Kenntnisse über Trackingtechnologien besitzt. Unsere Gründung ist eng mit dem Anthropology of Surveillance Network verbunden, ein Kollektiv von Anthropologen, die sich mit Überwachung beschäftigen. Das Projekt soll über die wissenschaftliche Forschung hinaus das Versprechen der ethnographischen Theorie einlösen, das wachsende Bewusstsein innerhalb der Anthropologie zu schärfen, dass ihre Methoden eine Quelle für Deep Learning zum Nutzen der Allgemeinheit darstellen können. Der Principal Investigator fungiert als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Datenaktivismus, und arbeitet mit digitalen Lobbygruppen, um die allgemeine Bestrebung zu unterstützen, diese neuen soziotechnischen Welten so auszurichten, dass die heutige und zukünftige Generationen profitieren.

Das Möbiusband

Der konzeptionelle Dreh- und Angelpunkt dieser Untersuchung liegt in der historischen Verbindung zwischen Überwachung und moralischer Gemeinschaft sowie Überwachungstechnologien und der Existenz von Gemeinschaften, die sich gleichermaßen für einen bestimmten Nutzen einsetzen. Die Frage nach dem Nutzen ist jedoch alles andere als eindeutig. Jede Seite dieser Dynamik birgt neben den Vorteilen erhebliche Risiken und Gefahren. Das Möbiusband kann uns als Denkanstoß dienen. In dieser Endloschleife mit nur einer halben Drehung wird die Innenseite zur Außenseite und die Außenseite zur Innenseite, das Oben zum Unten und das Unten zum Oben. Das Band visualisiert die moralische Ambivalenz beider Phänomene und den ständigen Austausch zwischen ihnen, während das Soziale technisch wird und das Technische sozial.

Projekte

 

BETREUUNG

Dieses Postdoktorandenprojekt untersucht, wie sich die ursprüngliche Beziehung zwischen Beobachter und Beobachtetem entwickelt.

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GESUNDHEIT

Dieses Postdoktorandenprojekt untersucht die Schnittmenge zwischen der Überwachung der persönlichen und öffentlichen Gesundheit im Zuge der Pandemie.

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SICHERHEIT

Dieses Postdoktorandenprojekt untersucht die Verwendung von Sicherheits-Apps durch vulnerable Personen auf ihrem Weg durch die Stadt.

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BÜRGER

Dieses Principal Investigator-Projekt untersucht die historische Beziehung zwischen Überwachung und Bürgern, und wie dieser Vertrag unter dem Einfluss der Digitalisierung neu geformt wird.

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Kooperationen

 

The Anthropology of
Surveillance Network

Department of Digital
Humanities

Institute of Social
and Cultural Anthropology